Finn-Ole Heinrich liest Kurzgeschichten am Bergstraßen-Gymnasium
Kann man gutes Schreiben lernen? Auf diese und andere Fragen bekamen die Schüler*innen der 10. und 11. Klassen des Bergstraßen-Gymnasiums Antworten direkt von Finn-Ole Heinrich (zu sehen auf dem Foto).
Der deutsche Autor und Filmemacher aus Berlin gab am Mittwoch, dem 13. Dezember, in Hemsbach eine Auswahl seiner Kurzgeschichten zum Besten. So wurden die Jugendlichen mit Henning konfrontiert, dem Protagonisten aus der Kurzgeschichte “Machst du bitte mit, Henning”, einem gewalttätigen Jungen aus dem Haus Hirte Heim für gestörte Kinder. Er sprengt die Weihnachtsfeier des Heims mit einem krassen Geheimnis und pfeift auf das versprochene Geschenk.
Die Geschichte ist laut der Schülerin Jana S. packend und spannend geschrieben und regt mit ihrer ungewohnten Perspektive und radikalen Erzählweise zum Nachdenken an. Was Heinrich denn zu so einer Geschichte bewogen habe, wollte Nathan P. aus der 10a wissen. Heinrich habe mit 17 Jahren selbst in einer ähnlichen Einrichtung für verhaltensauffällige Kinder gearbeitet und war oftmals zugleich fasziniert und schockiert von den Biografien der Kinder, die er mitbetreute. Schon in jungen Jahren waren diese oft als Querulanten gebranntmarkt oder tatsächlich bereits als Täter auffällig geworden – aber gleichzeitig waren sie Schutzbefohlene, selbst Opfer ihrer oftmals schwierigen Sozialisation. Diese Erfahrung habe lange in seinem “inneren Archiv” geschlummert und fand später den Weg aufs Papier - wie viele Geschichten, die oft eine Mischung aus alltäglichen Erfahrungen und gespeicherten Erlebnissen sind.
Heinrich ist es wichtig, nah an den Figuren zu sein, deren Sprache zu sprechen, deren Blick einzunehmen - das mache eine gute Geschichte aus. Der literaturwissenschaftliche Stilmittel-Katalog spiele beim Schreiben weniger eine Rolle. Heinrich machte den Schüler*innen Mut, den oft sehr steinigen Weg vom eigenen Text zum Buch zu gehen. “Das ist ja fürchterlich”, kommentierte etwa eine Lehrerin mal einen seiner selbstverfassten Texte. Heute ist Heinrich ein bekannter Autor, der für sein Buch „Frerk, du Zwerg!” 2012 den Deutschen Jugendliteraturpreis gewann.
Sein erster Roman „Räuberhände” war in den Jahren 2013 und 2014 Pflichtlektüre im Hamburger Abitur. Die Lesung kam bei Schüler*innen und Lehrer*innen sehr gut an „Informationen aus erster Hand geben einen ganz anderen Blick auf die Kurzgeschichten”, resümiert Max B. „Wir hätten gern eine noch weitere Geschichte gehört”, sagte die Schülerin Lilien E. anschließend und sprach damit aus, was viele empfanden.
Text: Str
Bildquelle: https://www.finnoleheinrich.de/pressefotos/ (Zugriff am 14.12.2023), ©️ Denise Henning
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