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Bergstraßen Gymnasium
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„Ich möchte euch gerne ein gewisses Demokratieverständnis vermitteln“



„Schließt bitte eure Augen und stellt euch vor, ihr wärt 21 Jahre alt. Was würdet ihr gerade tun oder fühlen? Vielleicht wärt ihr gerade verliebt. Oder ihr würdet eure Freiheit ausleben und reisen. Mir war das mit 21 Jahren nicht vergönnt – denn ich saß zu dieser Zeit im Knast.“
So begann Hartwig Kluge seinen Vortrag vor den Abiturientinnen und Abiturienten des Bergstraßen-Gymnasiums am vergangenen Mittwoch. Und hatte damit seine Zuhörerschaft von der ersten Minuten an auf seiner Seite. Gebannt verfolgte sie seine Lebensgeschichte, in deren Mittelpunkt die erfolglose Flucht aus der DDR und die anschließende einjährige Haft stand.
Zum Verhängnis wurde Hartwig Kluge das Wintermanöver der ungarischen Armee. Als er am 3. Januar 1976 versucht, über die ungarisch-jugoslawische Grenze zu kommen, steht plötzlich ein bewaffneter Soldat vor ihm. „Ich hatte Todesangst, denn ich verstand von seinem Redeschwall kein Wort.“ Aber auch so wurde Hartwig Kluge schnell klar, dass er verhaftet war.
Insgesamt verbrachte er ein Jahr in fünf verschiedenen Gefängnissen. Seine Bilanz: Insgesamt 22 Verhöre, das längste 20 Stunden, an dessen Ende ein völlig übermüdeter Häftling gefragt wurde, ob er bereit sei, für die Stasi zu arbeiten. „Ihr könnt alles mit mir machen, aber für euch arbeite ich nicht“, antwortete Hartwig Kluge. „Auf diese Reaktion bin ich bis heute stolz.“
Ganz Unterschiedliches erlebte er in den verschiedenen Gefängnissen. In Ungarn wurde man um 5 Uhr geweckt, musste den ganzen Tag auf einem Schemel sitzen – und nichts tun. „Da wird die Zeit bis zur Bettruhe um 20 Uhr sehr lang“, so Hartwig Kluge. „Ich ging im Geiste alle Länder durch, die ich kannte, und sagte mir die jeweiligen Hauptstädte vor.“ Und die ganze Zeit brannte das Licht, auch nachts.
In der DDR baute sich Hartwig Kluge aus den täglich zugestandenen drei Klopapierfetzen, Brot und Mörtel ein Schachbrett mit den zugehörigen Figuren und spielte mit seinem Zellennachbarn mit Hilfe eines kreativen Klopfalphabets Schach. Er erlebt psychische Gewalt (Schlaf nur auf dem Rücken mit Händen auf der Bettdecke), physische Gewalt und eine Zelle mit insgesamt 16 Pritschen, einem Waschbecken und einem Eimer als Toilette.
Nach einem Jahr wird er von der BRD freigekauft. Er reist nach Thailand, geht nach Freiburg, studiert Jura und feiert bis heute seine Freiheit.
Und dies ist maßgeblich seine Botschaft: Seid euch eurer Freiheit bewusst, verteidigt sie und lebt sie aus. Reist, so viel ihr könnt, und lernt andere Kulturen und Länder kennen! Wer könnte dies besser beurteilen als er?

Auf dem Bild: Hartwig Kluge (rechts) und Herr Vogel (links), Lehrer am Bergstraßen-Gymnasium

Text/Foto: Web


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